Für ein sozial gerechtes Studium
Wir treten für eine umfassende Unterstützung der Studierenden in allen Lebenslagen ein und streben insbesondere den Ausbau eines an die Lebensrealität der Studierenden angepassten Beihilfen- und Stipendiensystems an. Auch preisgünstiges Wohnen, leistbares und qualitativ hochwertiges Essen in den Mensen sowie leistbare und leicht zugängliche Tickets für öffentliche Verkehrsmittel sind uns ein Anliegen. Zudem ist für uns ein soziales Auffangnetz essentiell, damit Studierende, die unerwartet in schwierige Lebenssituationen gelangen, abgesichert sind. Dazu zählen neben finanziellen Unterstützungsleistungen wie der Sozial- oder Unterstützungsfonds, die den Studierenden breit kommuniziert werden müssen, auch Beratungsleistungen und Vernetzungsveranstaltungen, um das soziale Gefüge nicht zu verlieren.
Wir setzen uns für den Abbau von finanziellen Hürden in der Hochschullandschaft ein. Es darf weder die finanzielle Situation der Studierenden, noch das Einkommen der Eltern über den Beginn oder den Erfolg eines Studiums entscheiden.
Direkte Unterstützung durch das Sozialsystem
Auch für Studierende steigen die Lebenserhaltungskosten kontinuierlich. Ein adäquates Beihilfenangebot, sodass das Leben von Studierenden ausfinanziert wird, wird also immer wichtiger. Zudem ist auch ein soziales Auffangnetz essentiell, um die Absicherung von Studierenden in Notlagen und schwierigen Lebenssituationen zu gewährleisten. Wir fordern den Ausbau von Sozial- und Unterstützungsfonds, sowie deren jährliche Valorisierung.
Informationskampagnen zu Unterstützungsangeboten für Studierende
Aufgrund der vielen Unterstützungsmöglichkeiten für Studierende durch den Bund, Landesregierungen oder Gemeinden, ist es schwer zu überblicken, auf welche Unterstützungsleistungen man Anspruch hat. Wir fordern daher eine Vereinfachung des Bezugs von Beihilfen, wobei die auszahlenden Behörden in der Pflicht sind, Studierende über ihre Möglichkeiten zu informieren, denn Studierende dürfen nicht Bittsteller_innen sein.
Keine zusätzlichen Kosten im Studium
Viele Studierende müssen neben ihrem Studium arbeiten, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Hier stellen Kosten in Lehrveranstaltungen (Exkursionen, Übungen, Laboren) eine weitere Belastung dar. Dafür sollen die Hochschulen zusätzliches Budget bekommen – die Kosten dürfen nicht an den Studierenden hängen bleiben.
Finanzielle Barrieren hindern den Studienfortschritt. Wir fordern, dass Fachliteratur und Skripten generell frei und einfach zugänglich sind. Dies kann zum Beispiel durch eine österreichweit zugängliche digitale Bibliothek erfolgen. Des Weiteren muss die für Lehrveranstaltungen benötigte Software frei zugänglich und kostenlos sein.
Ausbau des Betreuungsangebots für Studierende mit Kindern
Neben finanziellen Aspekten sollen auch die Rahmenbedingungen für Studierende, die neben dem Studium weitere Aufgaben, wie einen Beruf oder Betreuungspflichten haben, so flexibel wie möglich gestaltet sein. Unabhängig von der Lebensrealität neben der Hochschule soll jedem die Chance geboten werden, das Studium abzuschließen. Dazu fordern wir dringend den Ausbau der Betreuungsangebote für Studierende mit Kindern.
Bezahlbares Wohnen
Ein Studium darf nicht zur finanziellen Belastung werden. Daher fordern wir, dass Hochschulen und Gemeinden gemeinsam Konzepte entwickeln, um ausreichend bezahlbaren Wohnraum in unmittelbarer Hochschulnähe zu schaffen. Als Beispiel können mehr Student_innenwohnheime unweit der Hochschule errichtet werden. Ein weiterer Vorschlag ist, mehr Gemeindewohnungen zu bauen und zu fördern, die Zugeschnitten auf die Studierenden sind. Dieser Wohnraum muss den spezifischen Bedürfnissen der Studierenden gerecht werden und langfristig finanzielle Entlastung bieten, beispielsweise einen monatlichen Wohnkostenzuschuss für Studierende.
Keine Altersgrenzen für studentische Vergünstigungen
Wir fordern, dass studentische Vergünstigungen (zB im öffentlichen Verkehr) allen Studierenden offen stehen, unabhängig von ihrem Alter. Das Durchschnittsalter Studierender in Österreich beträgt 27 Jahre und nicht jede_r beginnt das Studium mit 18 Jahren. Die derzeitigen Regelungen ignorieren die Realität eben jener Personengruppe, die durch sie entlastet werden soll.
Konkret fordern wir, dass die ÖH proaktiv in Verhandlungen mit Kultur- und Verkehrsbetrieben geht, um Altersbarrieren in ihren studentischen Vergünstigungen zu beseitigen.
Für Flexibilität im Studium und ein breites Bildungsangebot
In einer dynamischen und sich ständig wandelnden Gesellschaft sind die Anforderungen an den tertiären Bildungsbereich ebenso mannigfaltig wie die Ziele der Studierenden selbst. Die Hochschulen müssen mit ihrem breiten Bildungsangebot adäquat auf diese Herausforderungen reagieren und dafür Sorge tragen, dass die Studiengänge eine gewisse Flexibilität aufweisen, die eine individuelle Schwerpunktsetzung der Studierenden zulässt. Diese trägt stark zur Qualität und dem Erfolg eines Studiums bei.
Besonders anzumerken ist, dass Flexibilität im Studium gerade für jene Studierende essentiell ist, die neben dem Studium weiteren Aufgaben, wie einer beruflichen Tätigkeit oder Betreuungspflichten, nachgehen. Unabhängig von der Lebensrealität abseits der Hochschule soll allen Studierenden die Chance geboten werden, das Studium erfolgreich abzuschließen.
Unter Flexibilität verstehen wir den Abbau von Voraussetzungsketten, eine angemessene Anzahl an frei wählbaren ECTS in Curricula, sowie zeitliche Variabilität in der Studienorganisation. Dadurch soll es Studierenden ermöglicht werden, ihr Studium an ihre Lebensrealität und ihre Interessen anzupassen.
Alternative Studienmodelle wie Teilzeitstudiengänge, individuelle oder berufsbegleitende Studiengänge sollen persönliche Bildung sowie Studieren neben Berufstätigkeit oder Betreuungspflichten ermöglichen.
Für ein Teilzeitstudium
Ein breites Bildungsangebot muss auch alternative Studienmodelle umfassen, die den unterschiedlichen Lebensrealitäten der Studierenden gerecht werden. Circa zwei Drittel der Studierenden arbeiten neben ihrem Studium.
Wir fordern die Entwicklung von Studienmodellen, die speziell für Studierende mit beruflichen oder familiären Verpflichtungen konzipiert sind, die maßgeschneiderte Lernwege anbieten und es ermöglichen, Theorie und Praxis optimal zu verbinden.Wir fordern daher eine längere Studienbeitragsbefreiung und längeren Anspruch auf Beihilfen bei nachweislicher Erwerbstätigkeit – also ein echtes Teilzeitstudium.
Im Speziellen fordern wir für FH-Studierenden die Möglichkeit, ihr Studienjahr auf zwei Studienjahre aufzubrechen und somit für diese Zeit ein Teilzeitstudium zu beantragen. Es soll grundsätzlich in allen Studiengängen verpflichtend eine einheitliche Teilzeit-Studienplanung für alle Studienjahre vorgesehen werden, für welche sich Studierende vor Beginn eines jeden Studienjahres freiwillig entscheiden können.
Abbau starrer Voraussetzungsketten
Starre und umfangreiche Voraussetzungsketten schränken die individuelle Studiengestaltung massiv ein. Gerade Studierende, die neben dem Studium beruflichen oder familiären Verpflichtungen nachgehen, sind gezwungen, ihren Studienverlauf strikten Vorgaben unterzuordnen. Um den vielfältigen Lebensrealitäten gerecht zu werden, müssen die Curricula daher entschlackt und flexibel gestaltet werden. Der zügige Abschluss von Modulen soll nicht mehr an unnötige Voraussetzungen geknüpft sein, damit jede_r Studierende das eigene Lerntempo sowie die inhaltlichen Schwerpunkte frei wählen kann.
Erweiterte Befreiung von Anwesenheitspflichten
In vielen Studien bestehen hohe Anforderungen bei der Anwesenheit in Lehrveranstaltungen, welche bei einem Unterschreiten der geforderten Quoten zu einer negativen Beurteilung der Lehrveranstaltung führen. Besonders berufstätige Studierende, Studierende mit Betreuungspflichten und Studierende mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen werden hierdurch in ihrer Möglichkeit zu studieren eingeschränkt. Wir fordern daher die Abschaffung von Anwesenheitspflichten, sowie den Ausbau hybrider Lehre, insofern der Modus der Lehrveranstaltung dies zulässt und keine triftigen Gründe dagegen sprechen.
Für Inklusion und Offenheit
Wir setzen uns für inklusive, diverse und barrierefreie Hochschulen ein, wollen diskriminierende Strukturen aufbrechen und abbauen, und stehen aktiv für mehr Diversität unter Lehrenden und Studierenden ein.
Wir lehnen jegliche Formen der Diskriminierung entschieden ab. Rassistische, sexistische, queerfeindliche, ableistische und diskriminierende Ideologien dürfen an keiner Hochschule einen Platz finden. Wir treten aktiv gegen diskriminierende Handlungen und Äußerungen auf. Unserer Ansicht nach ist es des Weiteren notwendig, Aspekte wie Neurodiversität, psychische und physische Erkrankungen mehr zu thematisieren und die aktuellen Strukturen dahingehend anzupassen.
Gelebte Barrierefreiheit und Inklusion
Studierende mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung stoßen im Studienalltag häufig auf Barrieren, die es ihnen verhindern alle Ressourcen der Hochschule zu nutzen. Daher ist es notwendig Lehrende und Hochschulpersonal, sowie Studierende gezielt darauf aufmerksam zu machen und zu schulen, um ein inklusives und barrierefreies Studienumfeld zu schaffen. Es muss garantiert werden, dass für betroffene Studierende kein Mehraufwand besteht, damit echte Chancengleichheit möglich ist.
Gleichstellung und Antidiskriminierung
Sowie in unserer Gesellschaft, als auch an Hochschulen kommt es häufig zu Diskriminierung und Benachteiligung aufgrund des sozialen Status, des Geschlechts, der Nationalität, der Sexualität, der Religion, des Alters oder aufgrund von Rassismus. Dies muss konsequent verhindert werden. Wir fordern klare Maßnahmen und Anlaufstellen, die nicht nur reaktiv, sondern auch präventiv handeln.
Genderdiversität fördern
Auch heute werden in unserer Gesellschaft häufig nur zwei Geschlechter akzeptiert und die Anpassung des Geschlechtseintrags wird häufig erschwert. Hochschulen dürfen diesen Fehler nicht replizieren und müssen ein sicherer, inklusiver und offener Ort für alle Studierenden sein. Wir fordern alle Hochschulen dazu auf, die Wahl der eigenen Pronomen und des Namens den Studierenden selbst zu überlassen, in den IT-Systemen frei auszuwählen, sowie die Neu-Ausstellung von Studierendenausweisen zu erleichtern.
Für soziale Diversität an Hochschulen
Wir setzen uns insbesondere für die Förderung und Unterstützung von FINTA*- (Frauen, Inter‑, Non-binary, Trans- und Agender) Studierenden, First Generation Students, (Studierende, die in ihrem familiären Hintergrund keine Akademiker_innen haben), migrantisch (gelesene) Studierende, sowie jegliche Studierende aus marginalisierten Gruppen ein. Diese haben es oft schwerer, zum einen überhaupt ein Studium beginnen zu können, zum anderen in der von der Gesellschaft erwarteten Geschwindigkeit im Studium voranzukommen und abzuschließen. Deshalb muss es für diese Studierenden und Studieninteressierten Angebote zur Unterstützung und Orientierung, wie individuelle Beratung, geben. Bildungsgrad und Herkunftsland der Eltern dürfen nicht entscheidend für den Bildungsweg der nachfolgenden Generation sein. Wir setzen uns für Maßnahmen ein, welche die Gender-Disparität in Lehre und Forschung nachhaltig reduzieren, um die Gesellschaft und den Studierendenkörper besser abzubilden.
Genderneutrale Toiletten schaffen
FINTA*-Studierende (Frauen, Inter‑, Non-binary, Trans- und Agender) haben es auch auf Universitäten häufig schwer, genügend geeignete Toiletten zu finden. Diese sollten jedoch nicht nach Geschlechtern getrennt sein, sondern sich an der jeweiligen Nutzungsweise orientieren. Daher fordern wir alle Hochschulen in Österreich dazu auf, das Angebot an genderneutralen Toiletten an ihren Standorten stetig auszubauen.
Bewusstsein für Anliegen der Diversität und Diskriminierung schaffen
Viele Studierende müssen sich immer noch Diskriminierungserfahrungen aussetzen. Darum fordern wir das zuständige Bundesministerium dazu auf, verpflichtende Schulungen zum Thema “Diversität, Inklusion und Gleichbehandlung” für Lehrende und Hochschulpersonal zu finanzieren und einzurichten. Außerdem soll eine bundesweite Meldestelle für alle Anliegen dieser Art eingerichtet werden.
FINTA*-Förderung an Hochschulen
Das Patriarchat macht vor den Hochschulen keinen Halt und bevorzugt cis-Männer strukturell. Wir fordern aus diesem Grund, dass an den Hochschulen echte FINTA*-Förderung betrieben wird. Die bestehenden Strukturen müssen aufgebrochen und durch Prinzipien der Chancengerechtigkeit ersetzt werden. Dies inkludiert eigene Förderprogramme für FINTA*-Personen, wie beispielsweise “FIT – Fem* in Tech” oder Stipendien, bis eine echte Gleichheit erreicht wird und eine ausgewogene Repräsentation dieser in den Studiengängen, der Lehre und allgemein an Hochschulen erreicht wird.
Queer-Förderung an Hochschulen
Fehlendes Wissen zu Themen der Queer Community und Diskriminierung von Queerpersonen sind auf unseren Hochschulen immer noch allgegenwärtig. Hochschulen müssen ihre Angehörigen in Form von Schulungen oder Informationskampagnen zu Themen der Queer Community sensibilisieren. Darüber hinaus soll jede Hochschule eine eigene Anlaufstelle für queere Personen einrichten. Leichterer Zugang zur Namensänderung und Geschlechtsänderung muss an den Hochschulen ermöglicht werden. Außerdem müssen Unisex Toiletten zur Verfügung stehen.