Für einen umfassenden Auftrag der Hochschulen
Für uns besteht der Auftrag von Hochschulen aus drei gleichwertigen Säulen: Forschung, Lehre und gesellschaftliches Engagement & Wissenschaftskommunikation.
In der Realität wird jedoch die Forschung aufgrund finanzieller Erwägungen priorisiert, was wir Studierende vor allem durch mangelhafte Zeitressourcen der Lehrenden spüren.
Neben Lehre und Forschung ist zudem das Hinaustragen wissenschaftlicher Erkenntnisse gerade in einer Zeit zunehmender Wissenschaftsskepsis wichtiger denn je.
Wir stehen demnach für eine Hochschulpolitik aus drei tragfähigen Säulen auf Augenhöhe.
Wissenschaftskommunikation fördern
Das Hinaustragen wissenschaftlicher Erkenntnisse ist in einer Zeit zunehmender Wissenschaftsskepsis wichtiger denn je. Wir sehen die Hochschulen, aber auch uns Studierende in der Verantwortung, durch Wissenschaftskommunikation in die Gesellschaft hineinzuwirken. Es braucht daher mehr Budget für Wissenschaftskommunikation an Hochschulen und eigene PR-Stellen, die Wissenschafter_innen im Außenauftritt unterstützen. Wir sehen auch in ÖH-Magazinen das Potential für Studierende, wissenschaftliche Erkenntnisse der Gesellschaft zu kommunizieren.
Für die Ausfinanzierung und Autonomie der Hochschulen
Die von Hochschulen gewonnenen Erkenntnisse müssen der Allgemeinheit dienen. Aus diesem Grund sehen wir die Finanzierung eben dieser als Aufgabe des Staates an. Durch eine solide Finanzierung herrscht zum einen Planungssicherheit für Hochschulen und zum anderen wird der Einfluss privater Unternehmen durch Drittmittel zurückgedrängt.
Ausfinanzierung bedeutet für uns, dass Hochschulen ihren Lehr- und Forschungsauftrag ohne zusätzliche Gelder aus der Wirtschaft durchführen und ausbauen können. Lediglich die Erhaltung der derzeitigen Strukturen ist aus unserer Sicht nicht ausreichend.
Wir sind der Überzeugung, dass die freie Wissenschaft und der kritische Geist der Gesellschaft nur durch autonom agierende Hochschulen gewährleistet werden können. Hochschulen müssen frei von Einflussnahme durch Politik und Wirtschaft handeln können.
Abschaffung der Studiengebühren und Ausfinanzierung der Hochschulen
Studiengebühren stellen für viele Studierende eine große finanzielle und psychische Belastung dar, welche eine effektive Ausbildung erschweren. Besonders Studierende aus einkommensschwachen Familien sind häufig gezwungen, neben dem Studium einer Arbeit nachzugehen, was zu verlängerten Studienzeiten und erhöhtem Druck führt. Wir sehen die Ausfinanzierung der Hochschulen, insbesondere der Fachhochschulen, als eine gesamtheitlich dem Staat zugrunde liegende Aufgabe an, welche nicht auf Studierenden abgewälzt werden darf. Daher fordern wir ein umfassendes, gesamtstaatliches Finanzierungsmodell, das eine langfristige Sicherstellung der Lehr- und Forschungsqualität an allen Hochschultypen gewährleistet und die vollständige Abschaffung sämtlicher Studiengebühren inkludiert.
Besonders kritisch sehen wir, dass Studierende aus Drittstaaten mit der Zahlung deutlich höherer Studienbeiträge schon ab Studienbeginn strukturell benachteiligt werden. Dies muss abgeschafft werden.
Für einen freien und offenen Zugang zu Bildung
Bildung ist ein Menschenrecht!
Wir vertreten die Ansicht, dass der Zugang zu Bildung niemandem vorbehalten werden darf – weder durch finanzielle Barrieren, noch durch Zugangsbeschränkungen. Deshalb sprechen wir uns gegen jegliche finanzielle Hindernisse in und vor einem Studium, seien es Studiengebühren, Kautionen oder kostspielige Aufnahmeverfahren, aus. Die Aufgabe des Staates ist es, für einen adäquaten Ausbau der Kapazitäten an bestehenden Hochschulen, sowie für die dafür notwendigen Ressourcen zu sorgen. Durch die Schaffung der passenden Rahmenbedingungen an Hochschulen soll allen, die ein Studium anstreben, ein freier und offener Hochschulzugang ermöglicht werden.
Ein Hochschulstudium kann für viele einen sozialen Aufstieg bedeuten, weshalb vor allem Studierende aus einkommensschwachen Familien gezielt gefördert werden sollen.
Abschaffung aller Zugangsbeschränkungen
Ein freier und offener Zugang zu Hochschulen ist die Grundlage für eine gerechte Bildungsgesellschaft. Zugangsbeschränkungen wie Aufnahmeprüfungen oder andere selektive Verfahren schaffen künstliche Hürden und verschärfen soziale Ungleichheiten. Sie verhindern, dass alle, die ein Studium anstreben, unabhängig von ihrer sozialen oder finanziellen Lage, die Möglichkeit dazu haben. Wir fordern die vollständige Abschaffung aller Zugangsbeschränkungen an Hochschulen. Statt Studierende auszusieben, muss der Staat in den Ausbau der Studienplätze und bessere Studienbedingungen investieren.
Weiterführende Master als Studiengänge an Fachhochschulen
Viele Studierende können keinen weiterführenden Master an ihrer Fachhochschule antreten, da dieser dort nur als Lehrgang angelegt ist und somit mehrere Tausend Euro kosten. Viele werden dadurch sogar gezwungen ihren Studienort zu wechseln, um ein passendes Masterstudium belegen zu können. Dieser Missstand ist kein Einzelfall und führt zu sozialen Beschränkungen im Studium! Jeder weiterführende Master muss als Studiengang angeboten werden, um allen Studierenden die weiterführende (Aus-)Bildung zu ermöglichen!
Faire Wechselmöglichkeiten zwischen Fachhochschulen und Universitäten
Absolvent_innen von Fachhochschulen stoßen beim Wechsel an Universitäten auf erhebliche Hürden, da ihre Vorbildung dort oft als minderwertig angesehen wird. Obwohl die Studieninhalte zwischen Fachhochschulen und Universitäten in vielen Fällen sehr ähnlich sind, wird der FH-Abschluss bei der Zulassung zu einem Masterstudium häufig nicht als gleichwertig anerkannt, was die Chancen der Absolvent_innen ungerechtfertigt einschränkt. Daher muss eine echte und gelebte Gleichstellung zwischen Fachhochschul- und Universitätsabschlüssen eingeführt werden, die sicherstellt, dass Absolvent_innen von Fachhochschulen uneingeschränkt Zugang zu weiterführenden Studien an Universitäten erhalten und deren Vorbildung als gleichwertig anerkannt wird.
Für Qualität im Studium
Für uns stehen alle Studierenden mit ihren persönlichen Zielen im Mittelpunkt. Ein Hochschulstudium bedeutet für uns daher nicht das bloße Konsumieren und Reproduzieren von Wissen, sondern das Vermitteln von aktuellen und gesellschaftlich relevanten Themen, die das kritische und selbstständige Denken fördern. Zeitgemäße und qualitätsvolle Lehre soll Studierende dazu befähigen, sich kritisch mit aktuellen Themen- und Forschungsgebieten auseinanderzusetzen. Die Lehre soll sich stetig anhand aktueller didaktischer und fachlicher Erkenntnisse weiterentwickeln und als forschungs- und kunstgeleitete Lehre verwirklicht werden. Die Digitalisierung spielt hierbei eine essentielle Rolle, um unsere Hochschulen zukunftsfit zu machen.
Ein zentrales Ziel der Hochschulen sollte die Förderung und Sicherstellung der Qualität der angebotenen Studiengänge im Sinne eines nachhaltigen Qualitätssicherungssystems sein. Dies umfasst unter anderem Aspekte wie Studierbarkeit, angemessene Betreuungsverhältnisse in prüfungsimmanenten Lehrveranstaltungen, ECTS-Gerechtigkeit, sowie Vereinbarkeit mit Beruf und Betreuungspflichten.
Toleranzzeit an die Realität anpassen
Die aktuelle Studiendauer, in der Studierende von Studiengebühren befreit sind, ist nicht flexibel genug und entspricht nicht der realen Studiensituation vieler Studierender. Die Medianstudienzeit der letzten Semester spiegelt die tatsächliche Dauer besser wieder und kann sich an sich verändernde Bedingungen anpassen. Daher muss die Toleranzzeit regelmäßig an die Medianstudienzeit beispielsweise der letzten fünf Jahre angepasst und transparent sowie nachvollziehbar für alle Studierenden veröffentlicht werden, um sowohl faire Studienbedingungen als auch eine gerechte Verteilung von Beihilfen zu gewährleisten.
Didaktikschulungen für das Lehrpersonal
Die Qualität der Lehre leidet oft unter mangelnder didaktischer Kompetenz des Lehrpersonals. Didaktikschulungen verbessern die Fähigkeit des Lehrenden, komplexe Inhalte verständlich zu vermitteln und Studierende effizient zu betreuen. Daher muss für alle Lehrenden ab vollendetem Doktorat an Hochschulen eine verpflichtende und regelmäßig stattfindende Didaktikschulung eingeführt werden, die nicht nur Grundlagen der Lehre abdeckt, sondern auch moderne, praxisnahe Methoden zur Förderung interaktiven und nachhaltigen Lernens vermittelt.
Open Access bei wissenschaftlichen Arbeiten und Publikationen
Von frei zugänglichen wissenschaftlichen Arbeiten und Publikationen profitieren nicht nur Studierende bei der Suche nach einer passenden Quelle für ihre Abschlussarbeit, sondern auch die gesamte Gesellschaft, denn Fortschritt setzt einen ungehinderten Wissensfluss voraus. Forschungsergebnisse dürfen nicht hinter Paywalls versteckt werden.
Daher fordern wir, gegebenenfalls nach einer Sperrfrist, den freien, kostenlosen und niederschwelligen Zugang zu von der öffentlichen Hand finanzierter Forschung.
Digitalisierung und ein sinnvoller Umgang mit Künstlicher Intelligenz in der Lehre
Künstliche Intelligenz und ihre Anwendungsmöglichkeiten sind in aller Munde. Wir fordern einen sinnvollen, reflektierten Umgang mit den Ressourcen an den Hochschulen statt strikter Verbote der Technologien. Bildungseinrichtungen müssen Fortschritte in der Technologie übernehmen und forcieren. Es ist wichtig erlernen zu können, wie Künstliche Intelligenz aufgebaut ist und welche Chancen und Risiken sie bietet. Um aber auch negative Folgen abfangen zu können, ist ein Ausbau der digitalen Infrastruktur an Hochschulen sowie geeignete Modelle der Wissensweitergabe essentiell.
Wir fordern daher klare und österreichweit einheitliche Regeln, wie mit KI in der Lehre umgegangen wird.
Hochschulstatus bedeutet Verantwortung
Viele Fachhochschulen nutzen die Möglichkeit, sich in Hochschulen umzubenennen, ohne dabei die strukturellen Unterschiede zu Universitäten vollständig anzugleichen. Eine Namensänderung allein reicht nicht aus, um die Gleichstellung mit Universitäten glaubwürdig zu erreichen. Fachhochschulen müssen dann auch zentrale Prinzipien übernehmen, wie beispielsweise den Verzicht auf Studiengebühren und stärkere Forschungsförderung. Daher müssen Fachhochschulen, die sich durch eine Umbenennung Universitäten annähern möchten, auch die gleichen Bedingungen und Rechte wie Universitäten schaffen – unter anderem die Abschaffung von Studiengebühren, die Förderung akademischer Forschung und eine gerechte Mitbestimmung in allen Gremien.
Ausbau von Lernplätzen, Zeichensälen, Werkstätten und studentischen Laboren
Wir sehen Hochschulen in der Verantwortung, ihren Studierenden den nötigen Platz für ihre Arbeiten zu bieten. Die Wohnsituation von Studierenden lässt oft ein Arbeiten zuhause nicht zu oder erschwert es. Wir fordern daher einen Flächenausbau bei Lernplätzen, Zeichensälen, Werkstätten und studentischen Laboren. Dieses Raumangebot der jeweiligen Studien muss an vergleichbare internationale Standards angepasst werden, aktuell ist es oft mangelhaft. Wir unterstützen auch studentisch selbstverwaltete Räume, da diese der beste Weg sind, um in der Raumgestaltung den Bedürfnissen der Studierenden gerecht zu werden. Zusätzlich braucht es Raum für informellen Austausch aller Studierenden, um eine lebendige Gemeinschaft an Hochschulen zu fördern. Für die Umsetzung dieser Forderungen braucht es die enge Zusammenarbeit der ÖH mit den lokalen Hochschulvertretungen.
Für ein faires Studium und ein studierendenfreundliches Studienrecht
Wir stehen für ein faires Studium mit einer gerechten Vergeltung des Arbeitsaufwandes von Studierenden in ECTS. Je nach Hochschule und Studium variiert der Aufwand aktuell stark. In einem System, in dem Beihilfen und die Universitätsfinanzierung auf ECTS basieren, ist dieser Umstand problematisch.
Wir setzen uns für ein studierendenfreundliches Studienrecht als Grundlage für die Studierbarkeit ein. Das Studienrecht ist unser Werkzeug zur Einforderung der rechtlichen Pflichten von Hochschulen gegenüber den Studierenden. Es braucht einheitliche Mindeststandards im Studienrecht und Maßnahmen, damit diese in der Praxis eingehalten werden. Dazu gehören vor allem die Einhaltung der Fristen bei Beurteilungen, das Angebot der Mindestanzahl an Prüfungsterminen, die rechtzeitige Bekanntgabe aller Termine und des Benotungsschemas und die Gewährung von Prüfungseinsichten.
Studienrecht muss aufgrund der Rechtsschutzmöglichkeiten öffentliches Recht bleiben und darf nicht in das Privatrecht wandern. Wir wollen außerdem, dass Studierenden ihre Rechte vermittelt werden, damit sie dieses Wissen in ihrem Studienleben bei Bedarf anwenden können. Sie sollen sich ihrer Möglichkeiten bewusst sein, wie sie sich rechtlich vertreten und aktiv an der Hochschule beteiligen können.
Nachvollziehbare Beurteilungskriterien
Studierende benötigen klare Informationen zu den Anforderungen und Aufgabenstellungen der jeweiligen Lehrveranstaltung, um das Zustandekommen der Noten nachvollziehen zu können. Noten dürfen nicht auf die subjektiven Befindlichkeiten von Lehrenden zurückzuführen sein, sondern brauchen objektive Kriterien, nach denen beurteilt wird. Deshalb fordern wir einen umfangreichen Kriterienkatalog, der am Beginn der Lehrveranstaltung an die Studierenden kommuniziert und gegebenenfalls diskutiert wird. Dies soll vor allem bei prüfungsimmanenten Lehrveranstaltungen den Studierenden Sicherheit geben.
Um potentiell willkürlichen Beurteilungen Schutzmechanismen entgegensetzen zu können, fordern wir den Ausbau und die Kommunikation der vorhandenen Rechtsmittel gegen die Beurteilung einer Leistung, auch wenn diese positiv ist.
Rechtssicherheit für prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen
Für Lehrveranstaltungen, die mit einer einzelnen Prüfung abschließen (z.B. die klassische Vorlesung), kennt das Gesetz klare Regeln, die Studierende vor Willkür schützen. Bei allen anderen Lehrveranstaltungen (“prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen”, wie z.B. Übungen) ist dies nicht der Fall.
Um für Studierende eine höhere Rechtssicherheit bei Themen wie Anwesenheitspflichten und Wiederholbarkeit von Lehrveranstaltungen zu gewährleisten, fordern wir hier gesetzliche Mindestanforderungen. Derzeit gibt es von Hochschule zu Hochschule sehr unterschiedliche Regelungen; daher gilt es hier österreichweite Mindeststandards zu schaffen!
FH-Studierenden die uneingeschränkte Teilnahme an allen gesetzlich vorgesehenen Prüfungsantritten ermöglichen
FH-Studierende können bereits bestandene Prüfungen nicht nochmals ablegen, um ihre Note zu verbessern. Darüber hinaus schränken viele Fachhochschulen die Möglichkeiten, alle drei gesetzlich vorgesehenen Antritte auch im Krankheitsfall o. Ä. wahrnehmen zu können, ein.
Wir fordern, dass Studierende grundsätzlich immer alle gesetzlich vorgesehenen Prüfungsantritte wahrnehmen können und die beste Note gewertet wird.
Entscheidungsfreiheit für Bewerber_innen an Fachhochschulen
Studienwerber_innen an Fachhochschulen können aufgrund unterschiedlicher Rückmeldezeiten der Hochschulen ihre Studienwahl oft nicht frei und fundiert treffen. Viele Fachhochschulen fordern bereits eine verbindliche Zusage, während die Bewerber_innen noch auf Antworten anderer Hochschulen warten, was unnötigen Druck erzeugt und die Entscheidungsfreiheit einschränkt. Daher muss ein österreichweit einheitlicher und verbindlicher Zeitpunkt festgelegt werden, bis zu den Fachhochschulen ihre Zulassungsentscheidungen bekannt geben, damit Studienwerber_innen ausreichend Zeit haben, in Ruhe und ohne Druck ihre Studienwahl zu treffen.
Faire Entlohnung für Praktika
In vielen Studiengängen sind Praktika verpflichtend und nehmen oft über 40 Wochenstunden in Anspruch. Zusätzlich müssen Prüfungen abgeschlossen und das Leben finanziert werden. Gerade in der Pflege und in medizinischen Studien sind die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung der Pflichtpraxis beschämend bis nicht vorhanden. Das ist in vielen Fällen ein enormer Stressfaktor. Studierende sind nicht einfach eine billige Stütze für die Praktika anbietenden Stellen, sondern unsere Arbeit ist wertvoll und verdient Anerkennung. Deswegen fordern wir eine faire Entlohnung unserer Arbeit in Praktika.