Prüfungen
Studierende benötigen klare Informationen und Aufgabenstellungen, um das Zustandekommen der Noten in ihrem Studium nachvollziehbar zu machen. Noten dürfen nicht auf die subjektiven Befindlichkeiten von Lehrenden zurückzuführen sein, sondern brauchen objektive Kriterien, nach denen beurteilt wird. Deshalb fordern wir einen umfangreichen Kriterienkatalog, der am Beginn der Lehrveranstaltung an die Studierenden kommuniziert und gegebenenfalls diskutiert wird.
Die im UG unter §79 Rechtsschutz bei Prüfungen und im FHStG §13 (6) festgelegten Regelungen werden von Lehrenden oftmals in ihrem eigenen Interesse ausgelegt. Studierende haben in vielen Fällen keine Möglichkeit in ihre Beurteilungsunterlagen Einsicht zu nehmen, wodurch die Prüfungsergebnisse oft nicht nachvollziehbar sind. Einsprüche der Studierenden sind daher, gerade wenn die Beurteilung nicht negativ ist, kaum möglich. Wir fordern eine Konkretisierung der Einsichtsregelungen, sowie eine Auflistung der Beurteilungskriterien, um den Studierenden eine sichere Rechtsgrundlage für eine faire Beurteilung zu ermöglichen.
Wir fordern die Beibehaltung der derzeit vorhandenen, gesetzlich verankerten Prüfungsantritte. Darüber hinaus ist es wichtig, dass Hochschulen weiterhin die Möglichkeit haben, individuell weitere Prüfungsantritte in der Satzung festzulegen.
Studium
61% der Studierenden arbeiten neben ihrem Studium, um sich dieses finanzieren zu können. Durch diese zusätzliche zeitliche Belastung ist es vielen nicht möglich in Mindeststudienzeit abzuschließen und kommen dadurch beispielsweise auf öffentlichen Universitäten in die Situation Studienbeiträge bezahlen zu müssen. Außerdem nehmen viele Arbeitgeber_innen keine Rücksicht auf Anwesenheitspflichten oder Prüfungstermine, bzw. gewähren oft keine Bildungskarenz oder Reduzierung der Arbeitszeit. Weiter ist das Stipendienwesen nicht an die Lebensrealität der Studierenden angepasst.
Jeder Mensch hat das Recht auf Bildung, deshalb fordern wir eine echte Anpassung des Studiums und des Stipendiensystems an die Lebensrealität der Studierenden. Es muss Alternativen zum Vollzeitstudium bzw. eine Regelung für die Erweiterung der Mindeststudienzeit geben.
Bildung ist ein Menschenrecht muss für jede_n frei zugänglich sein! Soziale, finanzielle und wirtschaftliche Gründe dürfen nicht der Ausschlussgrund für ein Studium sein! Daher sprechen wir uns klar gegen Studiengebühren aus.
In vielen Studiengängen sind Praktika verpflichtend und nehmen oft über 40 Wochenstunden in Anspruch. Zusätzlich müssen Prüfungen abgeschlossen und das Leben finanziert werden, das ist in vielen Fällen ein enormer Stressfaktor. Studierende sind nicht einfach eine billige Stütze für die Praktikumsstellen, sondern unsere Arbeit ist wertvoll und verdient Anerkennung! Deswegen fordern wir eine faire Entlohnung unserer Arbeit in Praktika.
Um für Studierende eine größere Rechtssicherheit bei Themen wie Anwesenheitspflichten und Wiederholbarkeit von Lehrveranstaltungen zu haben, fordern wir eine gesetzliche Definition der gebräuchlichsten (prüfungsimmanenten) Lehrveranstaltungstypen (z.B. VU, UE, LU, SE), unter Beibehaltung der Möglichkeit von Universitäten weitere, angepasste Lehrveranstaltungstypen zu definieren.
Die lokalen Hochschulvertretungen sollen in die vorbereitenden Gespräche zu den Leistungsvereinbarungen verpflichtend eingebunden werden. Da mit den Leistungsvereinbarungen wesentliche Eckpunkte und Verpflichtungen für die Hochschulen geformt werden, ermöglicht die Studierendenpartizipation unsere Anliegen direkt in die zukünftige Entwicklung der Hochschulen mit einfließen zu lassen.
Um die Interessen der Studierenden zu vertreten, braucht es in den Gremien der Hochschulen ein ausgewogenes Machtverhältnis. Momentan werden viele Entscheidungen über die Köpfe der Studierenden hinweg entschieden und unsere Bedürfnisse politischen, sowie finanziellen Themen nachgereiht.
Um das ändern zu können fordern wir eine drittelparitätische Besetzung der Gremien, um die Anliegen der Studierenden mit starker Stimme vertreten zu können.
Hochschulen sind Lehr- und Lernorte, die sich an den Bedürfnissen der Studierenden orientieren sollten um eine notwendige, bestmögliche Bedingung für den Lernerfolg sicher zu stellen. Wir fordern den Ausbau der Infrastruktur, in Form von ausreichenden Lernflächen, Gruppenarbeitsflächen, Aufenthalts- und Kommunikationsräumen mit einer Möglichkeit der Nahrungsaufbereitung, zeitgemäße digitale und technische Ausstattung, Übungs‑, Labore, sowie längere Öffnungszeiten der Hochschulen und Bibliotheken.
Wer kennt das nicht? Endlich hat man ein passendes Thema für die Abschluss‑, Seminararbeit gefunden und die beste Literaturquelle die man findet ist kostenpflichtig und nicht frei zugänglich. Wir wissen, dass Studieren bereits kostenintensiv genug ist und wollen Studierende nicht durch finanzielle Barrieren in eine Lage bringen, in der die Qualität ihrer Arbeit leidet. Deswegen fordern wir österreichweite Nutzungsrechte für wissenschaftliche Datenbanken für alle Studierenden.
Aktuell ist es kaum möglich Konsequenzen für das Fehlverhalten von Lehrende mit einem unbefristeten/längerfristigen Anstellungsverhältnis an Hochschulen einzufordern. Ob bei schlechter Lehre, durchgängig schlechten Evaluierungen, unangemessenem zwischenmenschlichen Verhalten, oder auch in Extremfällen (z.B.: sexueller Belästigung) sind den Studierendenvertretungen oftmals die Hände gebunden. Deshalb fordern wir eine Ergänzung bzw. Änderung des Universitäts- bzw. der Hochschulgesetze, die in Zukunft rechtliche Grundlagen für Handlungsmöglichkeiten bietet.
Im Gegensatz zu den Konsequenzen schlechter Lehre müssen positive Evaluierungen hervorgehoben werden. Es sollen Konzepte angedacht werden, die studierendenzentrierte, hervorragende Lehre in den Mittelpunkt stellen, um so die Motivation des Lehrpersonals zu steigern, an ihren didaktischen Fähigkeiten zu arbeiten. Lehrende, die vorbildliche Lehre abhalten, verdienen Anerkennung und Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb und außerhalb ihrer jeweiligen Hochschule.
Rund ums Studium
Die Realität der Studierenden endet nicht sobald sie die Hörsäle verlassen. Das Leben der Studierenden hat viele Facetten und wird vonunterschiedlichsten Einflüssen bestimmt. Es wäre daher unrealistisch zu behaupten, dass der Auftrag der Studierendenvertretung mit Bildungsrecht und Stipendienwesen endet. Daher fordert die FLÖ die Beibehaltung des allgemeinpolitischen Mandats.
Viele Studierende verbringen den gesamten Tag an ihrer Hochschule, der Zugang zu leistbarem gesunden Essen ist uns daher ein großes Anliegen. Hochschulen müssen mehr in das lokale Nahrungsangebot investieren, um abwechslungsreiches, regionales, qualitativ hochwertiges Essen, unter Berücksichtigung der monetären Situation von Studierenden, anbieten zu können.
Die Studierendenvertretung in Österreich beruht auf Freiwilligkeit und Ehrenamtlichkeit. Studierendenvertreter_innen machen ihre Arbeit aus Überzeugung und opfern dieser zeitliche, monetäre und viele weitere Ressourcen. Um weiterhin vielen Studierenden die Möglichkeit zu geben, sich aktiv an der Interessensvertretung zu beteiligen, fordern wir:
- mindestens ein Toleranzsemester pro aktives ÖH-Semester
- Unterstützung und gegenseitige Wertschätzung auf allen Ebenen der Vertretung
- offizielle Anerkennung und Förderung von Jahrgangangsvertretungen an Fachhochschulen
Derzeit setzt sich die Unterstützung für Studierende aus verschiedenen Einzelförderungen, wie der Studienbeihilfe und der Familienbeihilfe zusammen. Diese haben unterschiedliche Voraussetzungen und schließen verschieden Gruppen von Studierende aus. Ein Beispiel dafür ist der Verlust der Familienbeihilfe mit dem 24. Geburtstag. Wir fordern daher ein vereinheitlichtes, an die Lebensrealität der Studierenden angepasstes Stipendiensystem, welches in keiner Form diskriminiert und auf die individuellen Bedürfnisse der Studierenden Rücksicht nimmt.
Durch die Einführung der PädagogInnenbildung Neu und des damit verbundenden neuen LehrerInnendienstrechts ergaben sich verschiedenste Probleme. Hier ist es vor allem wichtig, dass wir Studierendenvertreter_innen ein gesetzlich garantiertiertes Mitspracherecht in den dafür eingerichteteten Steuerungsgruppen bekommen. Zudem dürfen Ausgaben für Pflichtpraktika aufgrund dessen, dass die Schulen teilweise bis zu zwei Stunden in einer Richtung von der Hochschule entfernt sind, nicht von Studierenden getragen werden müssen.
Über 170 Studiengänge in Österreich werden berufsbegleitend angeboten. In Österreich muss ein Großteil der Studierenden neben dem Studium arbeiten, um sich ihre Bildung finanzieren zu können. Trotzdem steht Studierenden keine Freistellung für Prüfungen zu und Bildungskarenz muss erst oft hart erkämpft werden. Wir stehen dafür ein, dass Bildung allen Menschen zugänglich gemacht werden soll, egal in welcher Karriere und in welcher beruflichen Situation sich die Person befindet und fordern eine Anpassung des Arbeitsrechts dahingehend, dass Arbeits- und Studienrecht harmonisiert werden.
Durch finanzielle Mängel kommt es an Hochschulen zu vielen Missständen. An Fachhochschulen werden über deren Kapazitäten hinweg Studierende aufgenommen und in immer mehr Studiengängen von Universitäten werden die Zugangsvoraussetzungen verschärft und Aufnahmeprüfungen eingerichtet. Für Labore und Übungen im Rahmen des Studiums stehen nicht ausreichend Lehrmaterialien zur Verfügung und es werden zu wenige Plätze für alle Studierenden angeboten. In der Privatwirtschaft ist das Gehalt der Einzelperson oft viel höher als in der Lehre, welches das Angebot an qualifiziertem Lehrpersonal stark einschränkt. Allen diesen Problemen kann vorgebeugt werden, indem Hochschulen ausfinanziert werden und die notwendigen Ressourcen haben, um ein Studium in höchster Qualität anbieten zu können.
Derzeit existieren in Österreich vier verschiedene Arten von Studienrecht (Universitäten, Fachhochschulen, Privatuniversitäten und pädagogischen Hochschulen). In diesen existieren große Diskrepanzen in Themen wie Prüfungsantritte, Rechtsschutz bei Prüfungen und Curricula-Gestaltung. Daher fordern wir ein alle Hochschultypen übergreifendes einheitliches Studienrecht, welches die Studierende bestmöglich unterstützt und schützt.
Wir sind der Überzeugung, dass Curricula nach Maßstäben der Studierbarkeit erstellt werden müssen. Daher fordern wir eine österreichweite Curricula-Reform, welche aktuelle Curricula wieder studierbar macht und den Fokus auf studierendenzentriertes Lehren und Lernen legt. Dabei müssen Aspekte wie Modularisierung, Studierendenmobilität (z.B. über Mobilitätsfenster), Wahlfreiheit und individuelle Schwerpunktsetzung berücksichtigt werden.
Wir setzen uns auch zukünftig für die Vernetzung und Weiterbildung der Studienvertretungen, Referate und Hochschulvertretungen ein. Diese Unterstützung muss u.a. von der ÖH-Bundesvertretung organisiert und finanziert werden. Damit legen wir die Basis für kompetente Beratung und eine starke Vertretung für alle Studierenden.