Seit Anfang der 80er-Jah­re gibt es uns schon, unse­re Maxi­me war damals – und ist heu­te auch noch – die Unab­hän­gig­keit von der öster­rei­chi­schen Par­tei­po­li­tik; Stu­die­ren­den­ver­tre­te­rin­nen und ‑ver­tre­ter an der Uni­ver­si­tät sol­len bestim­men, wo es lang geht, nicht Par­tei­zen­tra­len. Die ers­te Kan­di­da­tur erfolg­te an der TU Wien, an vie­len Uni­ver­si­tä­ten eta­blier­ten sich Grup­pie­run­gen mit der glei­chen Grund­idee und die­se schlos­sen sich zu den Fach­schafts­lis­ten Öster­reichs (FLÖ) zusammen.

In den 70´er Jah­ren war die HTU Wien von der Öster­rei­chi­schen Stu­den­ten Uni­on (ÖSU) beherrscht, wel­che sich öster­reich­weit an vie­len Uni­ver­si­tä­ten spä­ter zur Akti­ons­ge­mein­schaft (AG) wei­ter­ent­wi­ckel­te (mit Aus­nah­me der Uni Linz und der TU Graz, wo sie sich von der Par­tei los­sag­te). Die dama­li­ge ÖSU war, wie heu­te die AG, der ÖVP nahe ste­hend und von die­ser finan­zi­ell abhän­gig. Wie nicht anders zu erwar­ten, wenn par­tei­ab­hän­gi­ge Frak­tio­nen die Exe­ku­ti­ve stel­len, war ein Arbei­ten für unab­hän­gi­ge Fakul­täts- und Stu­di­en­rich­tungs­ver­tre­tun­gen (=Fach­schaf­ten) nur schwer mög­lich. Aus die­sem unbe­frie­di­gen­den Zustand her­aus wur­de die Idee für eine eige­ne Lis­te gebo­ren: die par­tei­un­ab­hän­gi­ge FACHSCHAFTSLISTE wur­de gegründet.

Im Jah­re 1981 trat zum ers­ten Mal eine „Lis­te unab­hän­gi­ger Fach­schaf­ten an der Tech­nik” zur Hoch­schü­le­rin­nen- und Hoch­schü­ler­schafts­wahl an der TU Wien an. Schon beim ers­ten Antre­ten konn­te die abso­lu­te Mehr­heit der ÖSU an der TU Wien gebro­chen wer­den, und zwei Jah­re spä­ter war die ÖSU an der TU Wien aus­ge­stor­ben. Nach den Wah­len im Jah­re 1983 stell­ten die Fach­schaf­ten zum ers­ten Mal den Haupt­aus­schuss­vor­sit­zen­den (heu­te Vor­sitz der Uni­ver­si­täts­ver­tre­tung) an der HTU Wien. Nach wei­te­ren vier Jah­ren (1987) stell­te die Fach­schafts­lis­te an allen fünf Fakul­tä­ten und im Haupt­aus­schuss die Vor­sit­zen­de oder den Vor­sit­zen­den. Und an die­sem Zustand hat sich bis heu­te nichts geändert.

Doch die Idee der Fach­schafts­lis­ten blieb nicht auf die HTU Wien beschränkt. Unmit­tel­bar nach den ers­ten Anfän­gen in Wien ent­stand im Jah­re 1983 eine Fach­schafts­lis­te an der TU Graz, wel­che seit damals durch­ge­hend die Vor­sit­zen­den stellt. Heu­te gibt es Fach­schafts­lis­ten an 13 Uni­ver­si­tä­ten: Uni­ver­si­tät für Musik und dar­stel­len­de Kunst Graz (Del­phin & Dra­che), Kunst­uni­ver­si­tät Linz (Kunst und Poli­tik), Mozar­te­um Salz­burg (Kunst, Sozia­les und Poli­tik), Uni­ver­si­tät Wien (FLUW), Uni­ver­si­tät Kla­gen­furt (PLUS), Uni­ver­si­tät Linz (Unab­hän­gi­ge ÖSU Linz), Uni­ver­si­tät Graz (FLUG), Mon­tan­uni­ver­si­tät Leo­ben (hori­zon), TU Graz (Fach­schafts­lis­te), Vete­ri­när­me­di­zi­ni­sche Uni­ver­si­tät (ak), Uni­ver­si­tät für Boden­kul­tur (FALI BOKU), TU Wien (Fach­schafts­lis­te), Aka­de­mie der bil­den­den Küns­te (Lis­te Cle­men­ti­ne), Unab­hän­gi­ge Fach­schafts­lis­te Uni Salz­burg (FLUS) und die Unab­hän­gi­ge Fach­schafts­lis­te MUW (UFMUW).

Schon seit 25 Jah­ren stel­len die Fach­schafts­lis­ten die Vor­sit­zen­den an der TU Wien und der TU Graz. Heu­te sind wir an 9 der 21 Uni­ver­si­tä­ten im Vor­sitz. So gese­hen ist aus einer klei­nen Grup­pe von enga­gier­ten Fach­schafts­mit­ar­bei­te­rin­nen und ‑mit­ar­bei­tern öster­reich­weit die größ­te unab­hän­gi­ge Stu­die­ren­den­frak­ti­on ent­stan­den. Nach der ÖH-Wahl 2007 stell­ten wir mit Hart­wig Brandl das ers­te Mal auch den Vor­sit­zen­den der ÖH Bun­des­ver­tre­tung. Auch bei den ÖH-Wah­len 2009 konn­ten die Fach­schafts­lis­ten wie­der vie­le Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler durch ihr Enga­ge­ment über­zeu­gen und die Mehr­hei­ten in vie­len Uni­ver­si­täts­ver­tre­tun­gen fes­ti­gen oder ausbauen.

Wir hegen und pfle­gen die Unab­hän­gig­keit der FACHSCHAFTSLISTEN auch heu­te noch. Sie macht uns und die Arbeit, die wir leis­ten, glaub­wür­dig. Wir sind kei­ne Par­tei-Jung­funk­tio­nä­rin­nen oder ‑funk­tio­nä­re, die ihre zukünf­ti­gen Par­tei­kar­rie­ren durch Pseu­do­enga­ge­ment in der Hoch­schul­po­li­tik vor­be­rei­ten. „Von Stu­die­ren­den für Stu­die­ren­de” ist unser Credo.

Das Fach­schaf­ten­prin­zip ist das Geheim­nis unse­res Erfol­ges. Es ermög­licht den Stu­di­en­ver­tre­te­rin­nen und ‑ver­tre­tern, sich in die Arbeit der Uni­ver­si­täts­ver­tre­tung ein­zu­brin­gen. Damit wird sicher­ge­stellt, dass die Vor­sit­zen­den der Uni­ver­si­täts­ver­tre­tun­gen in ihrer Tätig­keit nicht den Bezug zu all­täg­li­chen Pro­ble­men von Stu­die­ren­den verlieren.

Von den Fach­schafts­lis­ten geführ­te Hoch­schü­le­rin­nen- und Hoch­schü­ler­schaf­ten geste­hen den Stu­di­en- und Fakul­täts­ver­tre­tun­gen ein Höchst­maß an Auto­no­mie zu, um deren Arbeits­fä­hig­keit zu erleich­tern. Unser Mot­to „Mit­ein­an­der statt Gegen­ein­an­der” spie­gelt sich nicht nur in unse­rem Umgang mit den Stu­die­ren­den wie­der, son­dern auch im Umgang der Hoch­schü­le­rin­nen- und Hoch­schü­ler­schaf­ten mit den Stu­di­en- und Fakultätsvertretungen.